Schreiben ist kein Ponyhof

[Fotocredit: Andrea Piacquadio, Pexels]

Liebe Autor*innen,

versucht bitte nicht das Unmögliche.

So sehr ihr auch an eurem Werk hängt – die meisten Menschen werden eure Begeisterung nicht teilen. Ihr erzählt stolz, dass ihr ein Buch schreibt/geschrieben oder veröffentlicht habt, euer Gegenüber fragt nicht einmal nach dem Genre. Viele machen, während sie euren (und meinen) Ausführungen über das Schreiben vorgeblich lauschen, so leere Gesichter wie im Matheunterricht. Das lässt sich doch nicht länger ignorieren! Lasst es einfach. Das mag hart klingen, aber es befreit euch auch. Wie wollt ihr Menschen, deren Aufmerksamkeits-Spanne sich in Sekunden, mit Glück in Minuten misst, euer wunderbar komplexes, neues Projekt erklären? Da bleibt am Ende so viel auf der Strecke (vor allem eure Begeisterung), dass alles ganz idiotisch klingt — ich habe das zahllose Male für euch getestet.

Und solltet ihr wider Erwarten auf hörende Ohren und einen wachen Verstand stoßen: Tatsächlich verhält es sich so, dass, je mehr ihr euren Mitmenschen über euer entstehendes Werk erzählt, umso geringer wird tatsächlich der Anreiz, es zu Ende zu bringen. Denn wenn ihr eure Glückshormone (Dopamin) auch “so” bekommt und nicht erst durch des Prozess des Schreibens selbst oder die Fertigstellung, dann entfällt tatsächlich der Anreiz, es wirklich zu tun.

Meine Lektorin ist zum Beispiel ein harter Knochen, da bin ich schon froh, dass sie nicht sagt “Das war ja gar nichts!” (was sie einst tat), sondern mich auch schon mal ein klitzekleines bissi für dieses und jenes Detail meiner Texte lobt. Das ist eine Form von homöopatischem Microdosing, die einen Autor am Leben halten.

Doch es geht noch schroffer: Vielleicht versucht ihr das absolut Unmögliche: Bei mir war es, Lob von meinem Vater zu bekommen – der “Mt. Everest des Lobes”! Doch mein Vater wäre eher implodiert, als dass er jemals auch nur ein (1) anerkennendes Wort über seine Lippen gebracht hätte. Er war vielmehr der »Das-kannst-du-aber-besser-Typ«. Bitte, um euer selbst Willen, vergesst realistischerweise das Unerreichbare, ihr seid doch keine Masochisten!

BEFREIT EUCH VON DIESEM BALLAST!

Schreibt zuerst für euch selbst und findet Schritt für Schritt ein Publikum. Der Autor Cory Doctorow hat es genial gelöst: Er hat sich im Internet eine Fanbase aufgebaut, die er mit Input und Gedanken füttert, mit der er sich austauscht und die dann seine fertigen Werke kauft. Besser geht’s nicht! Doch ach! Für uns kleine Autoren wird es vermutlich niemals Konfettiparaden geben — es sei denn, wir stellen das Konfetti selbst her: mit einem Locher! 😉

Ablehnung ist ein natürlicher Teil des Schreibprozesses.

Nutzt das (wenige, teils homöopathische) Feedback, um euer Werk zu verbessern. Jede Absage an einem Schreibwettbewerb, jede noch so halbherzig gemurmelte Kritik zwischen Tür & Angel kann eine Gelegenheit sein, zu lernen und besser zu werden. Schaut euch YouTube-Videos von Autoren an und lernt. Es gibt

Schreiben ist eine einsame und oft undankbare Aufgabe, die von Ablehnung & Desinteresse geprägt ist.

Es braucht viel Leidenschaft und die Liebe zum Geschichtenerzählen. Äußere Anerkennung ist flüchtig – der wahre Lohn liegt in der Freude am Schaffen. Mir gelingt es mittlerweile sogar manchmal, wenn ich in den Flow komme, durch den Prozess des Schreibens eigene Glückshormone freizusetzen – drogenfrei und Spaß dabei! 😀
Das ist doch schon mehr, als zu erwarten gewesen wäre, oder?

Euer Henning


P.S.: Sehr gutes Feedback bekomme ich mittlerweile vom bekanntermaßen überaus redseligen ChatGPT, denn das wird dafür bezahlt. Zum Beispiel befrage ich es zu meinen fertigen Kurzgeschichten, siehe Blogbeitrag.


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